von Hannelore Kraeber

An den hl.Dominikus erinnerte bis zum Zweiten Weltkrieg in Koblenz das ehemalige Prediger Kloster. Dieses wurde  wohl um 1231 an der Straße nach Moselweiß, der Weißer Gasse eingerichtet. Das Terrain war zu dieser Zeit ein ärmliches Wohnviertel vor den Stadtmauern. Nach einer älteren Inschrift vom Ende des 15.Jahrhunderts wurde die erste hl. Messe in der neuen Kirche der Koblenzer Dominikaner Ostern 1233, das war am 3. April, gefeiert. Wenn auch der Papst dem Orden nach seiner Hauptaufgabe „Predigen“ bei seiner Bestätigung den Namen „Orden der Prediger“ gegeben hat, blieb es im Sprachgebrauch der „Orden der Dominikaner“. Er wurde nach seinem Gründer – Dominico de Guzmann – benannt.

Predigerkloster – genannt Dominikanerkloster – Ausschnitt aus Merians Stadtansicht von der Mosel aus gesehen

Dominico de Guzmann wurde als Sohn einer deutsch-kastillischen Gutsfamilie geboren. Christian von Stramberg im Rheinischen Antiquarius , I,2 und II,4 berichtet, dass seine Mutter, Johanna von Aza, vor seiner Geburt im Traum ein schwarzweißes Hündchen sah, das mit einer brennenden Fackel im Maul die ganze Welt erleuchtete. Sie deutete dies auf die göttliche Redegabe des Jungen, den sie gebären wird. Dominicos Amme sah bei seiner Taufe einen goldenen Stern auf der Stirn des Kindes. Er studierte Theologie und Philosophie in Valencia. Während einer Hungersnot soll er 1191 alle seine teuren Bücher verkauft haben, um mit dem Erlös den Hungernden zu helfen. Seine Begründung: „Was soll ich über trockenen Fellen studieren, wenn draußen auf der Straße die Menschen verhungern.“

St. Dominico – Gemälde aus dem 13. Jahrhundert im Kloster S. Domenico in Bologne

Die große Wirkung des Dominico entstand aus seiner seelsorgerischen Arbeit. Um sein Leben ranken sich zahlreiche Legenden, so die seiner Himmelfahrt. In einer anderen reicht die Muttergottes Dominikus einen Rosenkranz und erklärt ihm die Betrachtung von Glaubensgeheimnissen (Gesätzen). Der hl. Dominikus hat dann im Laufe seiner apostolischen Bemühungen die Andacht zum Rosenkranz eingeführt. Der ursprüngliche Rosenkranz besteht aus 15 größeren und 150 kleineren Perlen. Der gewöhnliche Rosenkranz hat nur 5 Gesätze und entsprechend weniger Perlen. Vom Mittelalter bis in unsere Zeit ist er eine beliebte Gebetsform – zusammen mit dem „Vaterunser“, dem „Ave Maria“ und dem „Ehre sei dem Vater“, womit die Betrachtung der Gesätze verbunden ist.

Im Jahre 1475 gründete der Kölner Dominikanerprior Jakob Sprenger die erste Rosenkranzbruderschaft. Die Koblenzer Dominikaner riefen erst im Jahr 1496 eine Rosenkranzbruderschaft in ihrer für sie zuständigen Pfarrei Liebfrauen ins Leben. Sie gebietet ihren Mitgliedern die 15 Gesätze des Rosenkranzes zu beten und am ersten Sonntag im Monat die hl. Kommunion zu empfangen. Papst Sixtus IV empfahl aber schon im Jahr 1478 allen Gläubigen den Rosenkranz zu beten, dessen 15 Geheimnisse (freudenreicher, schmerzhafter und glorreicher Rosenkranz) bis heute  im Wesentlichen gleich geblieben sind. Johannes Paul II hat erst im 20.Jahrhundert die traditionellen Gesätze um den lichtvollen Rosenkranz ergänzt. In seiner Schlichtheit und Tiefe bleibt der Rosenkranz auch im begonnenen dritten Jahrtausend ein Gebet von großer Bedeutung.

„E good Gebet hilft“, sagen die Koblenzer. Am 7.Oktober 1571 wurde bei Lepanto die von den Christen gefürchtete Seemacht der Türken gebrochen. Das wurde darauf zurückgeführt, dass der Sieg über die Türken durch die Macht des Rosenkranzgebetes  errungen wurde.
Die Rosenkranzbruderschaften in allen Orten flehten an diesem Tag in Prozessionen zur Gottesmutter um ihre Fürbitte die Bedrängnis von der Christenheit abzuwenden.
Papst Pius V. ordnete daraufhin ein Marienfest „Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz – Maria de victoria – (Maria vom Siege)“ für den ersten Jahrestag des Sieges an. Dadurch wurde auch dieser neue Marienbeiname eingeführt. Im Jahre 1573 hat Papst Gregor XIII. allen Kirchen, die über einen Rosenkranzaltar verfügten, die Einrichtung eines Rosenkranzfestes am 1. Sonntag im Rosenkranzmonat (Oktober) gestattet. 1913 legte Pius X den Festtermin zurück auf den 7.Oktober. Im aktuellen Kirchenkalender erscheint der Termin als gebotener Gedenktag. Bis heute wird vielerorts im Oktober der Rosenkranz gebetet und ein Rosenkranzfest gefeiert. Bis zur Einführung der Altstadtkirmes 1991 feierten die Weißer Gässer sogar stets ihre Kirmes am Rosenkranzfest im Oktober.

…..und heute? In der Weißer Gasse erinnert das Eingangstor zur Clemens-Brentano Realschule an das ehemalige Klosterportal des Dominikaner-Klosters mit seinen drei Heiligenfiguren, der Madonna, des hl. Dominikus und des Thomas von Aquin. Diese wurden nach den Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg 1967 durch den Bildhauer Rudi Scheuermann neu geschaffen. Die Torso der ehemaligen Figuren hat der Schlossermeister Christian Schultheis gerettet, und sie zieren jetzt die Dachterrasse seines Enkels im sog. „Schultheisegäßje“ , eine Abzweigung der Weißer Gasse.

Das Gnadenbild aus der Dominikanerkirche „Unsere liebe Frau vom Rosenkranz – Maria de victoria (Maria vom Siege)“ konnte im Zweiten Weltkrieg gerettet werden und wurde von den Weisser Gässern in einer Prozession 1963 in eine Seitenkapelle der Pfarrkirche Liebfrauen gebracht. Dort wird auch heute um die Fürbitte der Gottesmutter gebetet – wie auch die vielen brennenden Opferkerzen beweisen.

Der Männergesangverein der Weisser Gasse trägt noch immer den Namen „Maria Viktoria“. Auch privat halten die Mitglieder diesen Namen lebendig. Die Tochter eines Vorstandsmitgliedes erhielt 2007 bei ihrer Taufe den Beinamen der Gottesmutter.

Jährlich treffen sich die Weisser Gässer auch im Rosenkranzmonat.. Statt ihre „berühmt berüchtigte Kirmes“ zu feiern, danken sie jetzt für die Ernte. Lobenswert wäre sicher, wenn künftig in einer kleinen Feierstunde der Männergesangverein Maria Viktoria mit religiösen Liedern und die Mitglieder der Weißer Gässer Kirmesgesellschaft mit einem Rosenkranzgesätzchen an ein Stückchen dieser Weisser Gässer Geschichte erinnern würden.