Dieser Artikel erschien in der Festschrift zur 20. Altstadtkirmes 2011
Kirchen in Koblenz
Dieser Artikel befasst sich mit den Kirchen und Kapellen, die sich im inneren Stadtbereich von Koblenz, also etwa innerhalb der Stadtmauern des 13. Jahrhunderts befanden. Während man heute eigentlich nur noch die das Stadtbild prägenden Großbauten von St. Kastor, Liebfrauen, St. Florin und Herz-Jesu kennt, gab es früher eine ganze Anzahl von weiteren Kirchen und Kapellen, die sehr oft zu den zahlreichen Klöstern gehörten, die sich in Koblenz befanden. Dabei geht es nicht um eine erschöpfende Behandlung der einzelnen Gotteshäuser, sondern die einzelnen Gebäude werden kurz vorgestellt, um einen Eindruck von der einst vorhandenen Vielfalt zu geben.
Die älteste noch erhaltene Kirche in Koblenz ist die Basilika St. Kastor, deren ursprüngliche Form im Jahre 836 von Erzbischof Hetti gegründet wurde. Allerdings gab es zur Zeit ihres Baus bereits eine Kapelle der alten fränkischen Königspfalz, aus der später die Florinskirche entstand. Da diese jedoch einen völligen Neubau um ca. 1100 n.Chr. darstellt, gilt St. Kastor als das älteste Gotteshaus unserer Stadt. Wie bedeutend diese Kirche einst war, zeigt die Tatsache, dass zahlreiche Reichsversammlungen in den Wirrungen nach der Zeit Karls des Großen dort stattfanden. Bereits ca. 50 Jahre nach der Erbauung hatte der Königshof Koblenz eine schwere Prüfung zu bestehen, als die Normannen plündernd und brandschatzend den Rhein hinaus zogen. Doch im Gegensatz zu Städten wie Trier, das kampflos erobert und geplündert wurde, scheinen Koblenz und die Kirche durch ihre Umwallung gut geschützt gewesen zu sein und wurden verschont.
Im Laufe der späteren Jahrhunderte kam es allerdings immer wieder zu Bränden und Zerstörungen sowie Neubauten, die das Bild der Kirche nachhaltig veränderten. Auch das häufig auftretende Hochwasser sorgte für viele Schäden. Das für viele Kirchen und insbesondere für die Klöster in Koblenz jedoch verheerendste Ereignis, der Einmarsch der französischen Revolutionstruppen 1794, blieb für die Basilika glücklicherweise ohne größere Folgen. Lediglich die meisten alten Stiftsbauten und viele wertvolle Einrichtungsgegenstände gingen zum großen Teil verloren.
Der 2. Weltkrieg brachte für die Kastorkirche dann große Zerstörungen mit sich. So waren die beiden Türme völlig ausgebrannt, das Dach des Mittelschiffes von Feuer zerstört, ebenso wie die Sakristei und die Orgelbühne. Die Fenster waren ebenfalls alle zerstört, meist durch die Druckwellen der zahlreichen Bomben.
Mit großen Anstrengungen wurde die Kirche im Verlauf der nächsten Jahrzehnte Stück für Stück instand gesetzt und erneuert. Allerdings veränderte sich das Erscheinungsbild der Kirche hierbei wieder einmal deutlich. So wurde z.B. die Orgelbühne nicht wieder hergestellt, sondern der ursprüngliche Zustand der westlichen Abschlusswand rekonstruiert. Heute ist die Basilika St. Kastor wieder ein Wahrzeichen von Koblenz.
Im Bereich der heutigen Florinskirche und des angrenzenden Pfarrhauses Liebfrauen an der Danne, wo sich der fränkische Königshof befand, wurde das erste kirchliche Gebäude nach der Annahme des Christentums durch die Franken errichtet. Im ausgehenden 11. Jahrhundert wurde dann ein romanischer Neubau der Kirche erstellt, und der gotische Chor entstand schließlich um ca. 1350. Auch im Laufe der nächsten Jahrhunderte wurde immer wieder fleißig um- und angebaut, und die Kirche wechselte ihr Erscheinungsbild häufig. Da die ursprünglich hohen Türme mehrfach durch Blitzeinschlag und nachfolgende Brände zerstört worden waren, entschloss man sich 1791 zum Bau von niedrigen, helmartigen Türmen, die bis 1899 Bestand hatten und auf alten Ansichtskarten von Koblenz noch zu sehen sind.
Von 1899 bis ca. 1930 befand sich in der Westfront auch ein Giebelaufbau mit einer Uhr, die anschließend wieder entfernt wurde. Gerade die Florinskirche hatte schwer unter den französischen Revolutionstruppen zu leiden. So wurde sie noch im 18. Jahrhundert in ein französisches Militärlager umgewandelt, und 1807 schenkte Napoleon sie der Stadt, um darin eine Fleischhalle bzw. ein Schlachthaus zu errichten(!). Alle wertvollen Einrichtungsgegenstände wurden verkauft oder zerschlagen und die Stiftsgebäude abgerissen. 1818 wurde sie dann durch die inzwischen herrschenden Preußen der evangelischen Gemeinde übergeben., die durch den Zuzug der neuen protestantischen Herren stark gewachsen war.
Die Florinskirche wurde bereits bei einem ersten schweren Bombenangriffe auf Koblenz am 22. April 1944 schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Krieg begann bald die Instandsetzung, aber die Kirche wurde noch einmal von einem schweren Unglück getroffen, als im Oktober 1970 die Orgel in Brand geriet und es große Verwüstungen im Kircheninneren gab. Durch den Brand allerdings wurden jedoch auch einige gusseiserne Ornamente, die auf Johann Claudius von Lassaulx zurück gingen, freigelegt.
Im 12. Jahrhundert entstand in unmittelbarer Nähe des alten Rathauses Monreal die Liebfrauenkirche, die zunächst in Konkurrenz zur bestehenden Pfarrei St. Kastor trat. Noch viele Jahre hatte St. Kastor z.B. das Recht der Besetzung der Pfarrstelle. Schnell entwickelte sich Liebfrauen wegen seiner zentralen Lage jedoch zur eigentlichen Stadtkirche, der „Owerpfarrkerch“. Auch sie erlebte eine wechselvolle Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen. So verlor sie z.B. ihre Türme bei der Beschießung durch die Franzosen 1688. Auch in der Zeit nach der französischen Revolution ging es ihr lange nicht gut. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts stand wegen des schlechten Zustands sogar im Raum, die Jesuitenkirche zur neuen Pfarrkirche zu machen.
Der verheerende Bombenangriff vom 6. November 1944 fügte auch Liebfrauen verheerende Schäden zu, so brannten u.a. beide Türme ab. Nachdem der Zweite Weltkrieg sie wieder einmal ihrer Türme beraubt hatte, dauerte es bis 1954, bis sie wieder ihren Platz über der Altstadt einnahmen. Inzwischen ist sie nach der Restaurierung in alter Schönheit wieder erstanden und wacht auch heute noch an der höchsten Stelle über ihre Altstadt. Heute hat sie sogar drei Türme, denn in der Weißergasse hat uns der Schlossermeister Christian Schultheis ein Meisterwerk hinterlassen – eine Nachbildung eines der „Zwiwweltärm“, eine Art „Nebenstelle“ der Kirche im Schultheise Gässje.
Unmittelbar neben der Liebfrauenkirche befindet sich auch heute noch die St.-Michaels-Kapelle, die als Friedhofskapelle fungierte. In diesem Bereich befand sich nämlich über viele Jahrhunderte der Friedhof der Gemeinde.
Auf dem zur Liebfrauenkirche gehörenden Grund befand sich bis ins 18. Jahrhundert hinein eine weitere Kapelle, St. Andreas, die im 14. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde. Von ihr ist heute nichts mehr erhalten.
In der Löhrstraße erinnert nur noch ein Schild an den Standort des alten Barbarakloster s, das auf ein altes Hospitalgebäude des 13. Jahrhunderts zurückgeht. In diesem Bereich gab es eine Kapelle, die mehrfach zerstört bzw. neu erbaut wurde. Doch im Gegensatz zu zahlreichen anderen kirchlichen Gebäuden war nicht der zweite Weltkrieg der Grund für das Verschwinden dieses Gebäudes, sondern ein Neubau eines modernen Geschäftsgebäudes 1930. Einige der Einrichtungsgegenstände wurden damals in das von den Schwestern des ehemaligen Barbara-Klosters gegründete Waisenhaus St. Barbara gebracht.
Kirche des Deutschen Ritter-Ordens
Am deutschen Eck, das seinen Namen nach dem Orden erhielt und sich bis zum Bau des Kaiser-Wilhelm-Denkmals im Bereich des heutigen Blumenhofes befand, hatten die Ritter bereits im 13. Jahrhundert eine Kapelle errichtet. Der Niedergang des Deutschen Ordens hatte auch einen Zerfall der ehemals prächtigen Gebäude der Ballei zur Folge, bis schließlich nach dem Einmarsch der Franzosen nach einer kurzen Nutzung als Quartier und Lazarett bzw. Waffendepot 1811 der Abriss der Kirche erfolgte. Lediglich eine kleine, ursprünglich im 14. Jahrhundert erbaute Kapelle hat diese Zeit überstanden, aber auch sie fiel den verheerenden Bombardierungen 1944 zum Opfer. Heute kann man, derzeit auf dem Gelände der BuGa, die Reste der Kapelle an den wieder aufbereiteten Ruinen erkennen.
Die Dominikanerkirche in der Weißergasse
Nach einer Inschrift in der ehemaligen Kirche wurde am Ostertage 1233 die erste Messe in dieser Kirche gefeiert, auf deren Gründung sich die Tradition des ältesten erhaltenen Volksfestes von Koblenz, der Weißergasser Kirmes, bezieht. Da es sich bei den Dominikanern um einen Bettel- bzw. Predigerorden handelte, siedelten sie sich in einem der ärmeren Stadtviertel, eben der Weißergasse an, die sich zu diesem Zeitpunkt noch außerhalb der Stadtmauern befand. Mehrere Brände in den nächsten Jahrhunderten machten immer wieder einen Um- bzw. Neubau erforderlich, wodurch sich das Aussehen der Kirche mehrfach änderte. Nach 1716 erhielt die Kirche dann einen helmartigen Turm, der denen der Liebfrauenkirche nachempfunden war.
Als die französischen Revolutionstruppen im Jahre 1794 die Moselbrücke überschritten und die Stadt besetzten, war das Ende des Klosters gekommen. In ihrem Wüten gegen alles Klerikale wurde die Kirche noch im selben Jahr profaniert, und das Kloster diente als Militärhospital. Sämtliche wertvollen Einrichtungsgegenstände, die nicht über den Rhein in Sicherheit gebracht werden konnten, wurden von den Franzosen geplündert bzw. verkauft. 1802 wurde dann der letzte Mönch zum Verlassen des Klosters gezwungen.
Nach dem Ende der Franzosenzeit wurde das Kloster wieder Garnisonslazarett für die preußischen Truppen, die Kirche diente nach diversen Umbauten (z.B. wurden Zwischendecken eingezogen) als Zeughaus und wurde später dem Lazarett angegliedert. Nach einer wechselvollen Geschichte kam dann in den Bombenhageln des Jahres 1944 der Anfang vom endgültigen Ende. Allerdings wurde das Todesurteil nur sehr bedingt durch die Bomben gefällt. Trotz großer Zerstörungen war diese vermutlich älteste Ansiedlung der Dominikaner im Rheinland durchaus rettungswürdig.
Dem damaligen Zeitgeist geschuldet jedoch wurden die Reste, wie in einer vorangegangenen Festschrift beschrieben, gesprengt und praktisch restlos beseitigt. Lediglich einige Grundsteine dokumentieren noch den Sockel des Chors der ehemaligen Kirche.
Aus Platzgründen werden die noch fehlenden Kirchen wie z.B. Karmeliter- und Franziskanerkirche In einer der nächsten Festschriften behandelt werden.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.