Dieser Artikel erschien in der Festschrift zur 21. Altstadtkirmes 2012

Wie in der letzten Festschrift angekündigt, werden hier weitere Kirchen vorgestellt, die z.T. heute nicht mehr vorhanden sind. Wer sich für die (Bau-)Geschichte der Kirchenhäuser in Koblenz interessiert, dem sei an dieser Stelle das Buch „Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Koblenz“, aus der Reihe „Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz“ ans Herz gelegt. Das Buch erschien ursprünglich 1937 im Verlag von L. Schwann. Allerdings ist diese Ausgabe nur noch sehr schwer zu beschaffen. Möglicherweise etwas einfacher gestaltet sich die Suche bei dem Nachdruck von 1981, dieser erschien im „Pädagogischen Verlag Schwann Düsseldorf“ mit der ISBN 3-590-32141-5.

Kirche des Franziskanerklosters

Die Kirche im Franziskanerkloster im Kastorviertel wurde ebenfalls im 13. Jahrhundert begründet. Auch die Franziskaner ließen sich bewusst in einem der ärmeren Bereiche der Stadt nieder, um die Not zu lindern. Nach einer wechselvollen Geschichte wurde am Ende des 17. Jahrhunderts ein umfassender Neubau erstellt. Auch das Franziskanerkloster wurde nach dem Einmarsch der Franzosen aufgehoben, und 1804 erfolgte die Bestimmung als Hospital. Als „Hospital für Kranke und Internat für Irre“ füllte das neue Bürgerhospital eine große Lücke in der Koblenzer Gesundheitsversorgung. Insbesondere durch die Tatsache, dass hier kein einziges Klöster erhalten blieb, das sich mit der Krankenpflege befasste, hatte die Situation weiter verschärft. Die Klosterkirche wurde in der Folge größtenteils abgerissen, der Rest erheblich baulich verändert, um in das Hospital integriert zu werden. Erhalten blieb nur der östliche Teil, die bis zum Ende des 2. Weltkrieg bestehende Hospitalkapelle. Bis 1923 wurden hier Kranke gepflegt, dann verlegten die letzten Insassen in den neu errichteten Kemperhof, die alten Gebäude dienten noch als Altersheim. Als die Stadt Koblenz in Zeiten der Wohnungsnot nach dem Krieg beschloss, im ehemaligen Kastorviertel eine moderne Wohnanlage zu schaffen, war dies das Todesurteil für die Reste auch dieses geschichtsträchtigen Bauwerks. Heute erinnert nur noch der Straßenname „Am alten Hospital“ an dieses Stück Koblenzer Geschichte.

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Auf dieser Ansicht aus der Festschrift zur Hundertjahrfeier von 1905 kann man im linken Bildteil die Kapelle erkennen

Jesuitenkirche

Der Name Jesuitenkirche ist heute eigentlich nicht mehr ganz korrekt. Der offizielle Name dieser Kirche ist nunmehr seit einigen Jahren „Citykirche“. Bis dieser Name sich im Koblenzer Sprachgebrauch durchsetzt, wird es allerdings noch mindestens eine Generation dauern, zu sehr haben die Jesuiten diesen Bereich der Stadt über die Jahrhunderte geprägt.

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Das markante Portal der Jesuitenkirche vor dem Krieg

Dabei waren es eigentlich gar nicht die Jesuiten, die sich an der Stelle der heutigen Kirche sowie den inzwischen von der Stadtverwaltung genutzten Gebäuden ansiedelten. Die Ursprünge im 13. Jahrhundert gingen auf eine Gruppe von Beginen zurück, die sich später den Zisterzienserregeln unterwarfen. Schon um 1250 wurde mit dem Bau eines Klosters begonnen. Erst als die Zisterzienserinnen 1580 auf die Insel Niederwerth verlegt wurden, zogen die ersten Jesuiten in die Gebäude ein.

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Blick in das Innere der Kirche um 1920

Bei der Kirche, die sich für die Ordensbrüder als zu klein erwies, stellte sich die Frage nach Um- oder Neubau. Man entschloss sich in der Folge für eine umfassende Erneuerung und Erweiterung des vorhandenen Bauwerks, wobei insbesondere das prägende Westportal auf den Jesuitenplatz mit dem großen Rosettenfenster zu erwähnen ist.

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Blick um 1930 nach Westen auf die Orgel

Neben der eingangs erwähnten Nutzung der Klostergebäude durch die Stadtverwaltung und der immer noch beeindruckenden Gebäudegruppe rund um den Jesuitenplatz und in der Gymnasialstraße haben die Jesuiten noch etwas hinterlassen, das bis heute Bestand hat. Aus dem kurz nach ihrem Einzug in die Gebäude gegründeten Kolleg ist später das städtische Gymnasium entstanden, das unter dem Namen Görres-Gymnasium heute noch Bestand hat. So feierte dieses im Jahre 2007 sein 425-jähriges Bestehen.

Auch der Komplex des Jesuitenklosters wurde im 2. Weltkrieg schwer in Mitleidenschaft gezogen. Gott sei Dank gelang es aber, die Gebäude zumindest äußerlich größtenteils wiederherzustellen.

Karmeliterkirche

Obwohl der Orden der Karmeliten bereits um 1150 gegründet worden war, dauerte es ca. 500 Jahre, bis die ersten Vertreter dieses Ordens sich in Koblenz bemerkbar machten.

Ab ca. 1650 begann der Bau eines Klosters im Bereich der heutigen Rheinstraße / Ecke Kastorpfaffenstraße, der bis Ende des Jahrhunderts, als der Turm für die Kirche errichtet wurde, andauerte. Die Karmeliterkirche erlitt ein ähnliches Schicksal wie viele Klosterkirchen in Koblenz. Als die Franzosen 1794 in die Stadt einmarschierten, wurde auch dieses Gotteshaus profaniert und das Kloster aufgehoben.

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Giebel des Karmeliterklosters

Bereits in der französischen Zeit wurde dort ein Gefängnis eingerichtet, danach erlebte die Kirche eine wechselvolle Nutzung u.a. als Magazin und Unterkunft für eine Schrotgießerei. Dann aber griffen die Preußen, die inzwischen die neuen Herren waren, ein und verfügten, dass die Karmeliterkirche wieder hergerichtet und als Garnisonskirche genutzt werden sollte. Dabei war sie für die katholische Kirchengemeinde vorgesehen.

Traurige Bekanntheit erlangte das Kloster, als es im dritten Reich noch einmal als Gefängnis missbraucht wurde, dieses Mal von der Gestapo. Unter anderen war hier Pastor Kentenich inhaftiert, woran heute noch ein Relief an der Ecke Rheinstraße / Karmeliterstraße erinnert. Der Name der Straße ist heute neben diesem Relief auch das einzige, was an das alte Kloster und die Kirche erinnert. Obwohl es nach dem Krieg noch durchaus erhaltenswerte Reste des Komplexes gab, wurde auch hier der Neugestaltung Vorrang eingeräumt und die alte Bausubstanz vollständig beseitigt.

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Relief an der Ecke Rheinstraße / Karmeliterstraße

Ehemaliges Dominikanerinnerkloster St. Martin in der Görgengasse

Im 13. und 14. Jahrhundert gab es einen regelrechten Boom von Ordens- und Klostergründungen, dies zeigt sich auch in der Geschichte von Koblenz sehr deutlich. Neben den „ordentlichen“ Orden wie Dominikaner, Franziskaner oder Karmeliter gab es auch eine ganze Reihe von Beginenkonventen, also ordensähnliche Hausgemeinschaften von frommen Frauen, die keinem Orden angehörten. Aus diesen Konventen wurden häufig ordentliche Ordensgemeinschaften, und so war es auch bei den Beginen in der Görgengasse. Nach einigen Umwegen, so gab es dort Augustinerinnen, Zisterzienserinnen und Franziskanerinnen, bis schließlich Ende des 16. Jahrhunderts dort ein Kloster der Dominikanerinnen existierte. Ab ca. 1610 entstand dann der Kirchenbau der Görgenkirche. Diese und die erhaltenen Klosterbauten wurden bis zum zweiten Weltkrieg u.a. noch als Gemeindehaus genutzt.

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Dominikanerkirche St. Martin

Von dieser Kirche ist, wie eigentlich von der gesamten Görgengasse, nichts erhalten geblieben nach den verheerenden Bombenangriffen auf die Stadt im zweiten Weltkrieg.